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Versunkene Welten sichtbar gemacht: die rekonstruierten Pfahlbauten von Unteruhldingen. www.pfahlbauten.de

Sehr informative Seite des Vereins zur Unterstützung der Unesco-Welterbe Kandidatur: www.palafittes.org

Weitere Informationen zum UNESCO Welterbe Pfahlbauten www.unesco-weltkulturerbe-pfahlbauten.de

Das große Online-Special von SWR.de zum Steinzeit-Experiment der ARD: www.swr.de

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Wendelin Knecht mit Angehörigen beim „Altertümer graben” in der Bucht vor Bodman (1903)

Von der Schatzsuche zur
Ökoarchäologie:
Die Pfahlbauforschung
im Wandel der Jahrhunderte

In einer kleinen Bucht bei Obermeilen am Zürichsee entdeckte Oberlehrer Johannes Äppli in einem kalten Winter mit Niederwasserstand die Reste einer menschlichen Behausung auf dem Seeboden. Topfscherben, Beile und Knochen zwischen Pfählen konnten durch den Antiquar Ferdinand Keller aus Zürich als die Überreste Prähistorischen Siedlungen erkannt werden. Er hatte die Idee, dass die frühen Menschen auf Pfählen im See gewohnt hatten. Dies führte zu Ausgrabungen der Pfahlbaufundstätten nicht nur in der Schweiz, sondern auch in allen zirkumalpinen Staaten. Ein „Pfahlbaufieber“ brach aus. Selbst in Lettland und Irland wurde nach Pfahlbauten gesucht. Der Anfang der Geschichte lag nicht mehr in Rom oder in Athen, sondern an den Ufern der Seen.

Am Bodensee konnten bei Wangen um 1856 die ersten Pfahlbaufunde gesammelt werden. Bodman folgte 1858. In Unteruhldingen und Sipplingen wurde ab 1864 und 1865 geforscht. Recht bald gelangten die ersten Funde in die Hauptstätte nach Stuttgart, Karlsruhe, München aber auch im Fundtausch nach St. Petersburg, Berlin, London und Paris. Die Schweiz präsentierte auf den Weltausstellungen in Paris 1867 und 1889 Gemälde, Funde und Hausrekonstruktionen.

Das 20. Jahrhundert stand unter naturwissenschaftlichen Fragestellungen. Botanik und Zoologie sowie die Dendrochronologie – die Jahrringforschung, lieferten neue Erkenntnisse zu den Lebensbedingungen und zur Datierung. Ein enormer Seespiegelanstieg um 850 v.Chr. wurde erkannt. Dieser hatte zum Verlassen der Siedlung geführt. Die Bevölkerung zog sich am Ende der Pfahlbauphase wieder in das Hinterland zurück.

Tauchforschungen setzten ab 1955 ein. Sie erlaubten Ausgrabungen ohne voran gegangener Trockenlegung der Siedlungsareale und Grabungsflächen. Die Luftbildarchäologie ermöglichte dann eine Dokumentation der bis zu 2 ha großen Dörfern mit bis zu 100 gleichzeitig besiedelten Häusern aus weiter Distanz ab 1981. Die Denkmalpflege kümmerte sich intensiv um die Erfassung der Siedlungsreste über und unter Wasser. Durch die Austrocknung der Moore und der Veränderung der natürlichen Ufer den Seen ist ein Rückgang in der Substanz zu verzeichnen gewesen. Schutzmaßnahmen wie Widervernässung und Renaturierung sollen helfen, den Bestand zu erhalten.